Clickertraining (oder auf Deutsch Klickertraining) bringt die Gemüter durcheinander, so scheint es. Im Internet findet man Befürworter wie auch Gegner des Trainings mit dem Clicker, es wird immer wieder „heiß diskuttiert“, auch unter Kynologen und Experten. Dabei geht es häufig gar nicht um den Clicker selbst, sondern um eine Diskussion zu Lerntheorien und Erziehungsmethoden. So hört man Sätze wie „ Konditionierung ist die Deformierung der Individualität“, und man liest über hitzige Debatten zwischen Verfechtern „sanfter Methoden“ in der Hundeerziehung und den selbsternannten Rudelführern, deren Hund immer dem Rudelführer zu folgen hat, auch ohne zusätzliche Motivatoren.
Im jeweils passenden Kontext gesehen, kann man häufig für sich selbst wiederum interessante Fragestellungen entdecken. Auch wir Menschen werden positiv wie auch negativ konditioniert, zum Beispiel mit einer Spinnenphobie oder mit der Angst vor dem Zahnarztbesuch. Und wie stark werden wir eigentlich durch TV-Werbung beeinflusst?
Ein Hund, der rassebedingt seiner eigentlichen Aufgabe wie der Jagd auf Wild oder der Hütearbeit nachkommen darf, darf sich glücklich schätzen und benötigt keine oder nur wenig zusätzliche Motivation seitens des Hundeführers. Seine innere Motivation wird befriedigt über die Ausführung rassebedingten Verhaltens.
Bei Stadt,- bzw. Familienhunden ist dieses Verhalten meist nicht mehr erwünscht und der Mensch sucht nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten, um seinen Hund körperlich wie auch geistig auszulasten. Der Besuch einer Hundeschule oder die Zusammenarbeit mit einem Hundetrainer gibt dazu idealerweise neue Anreize und Hilfestellungen. Wünschenswert sind dabei Tätigkeiten oder Sportarten, die Hundebesitzer mit ihrem Hund gemeinsam gerne ausführen und die auch die Bindung Mensch-Hund stärken. Und so stolpert heutzutage fast jeder Hundebesitzer auch über das Thema Clickertraining.
Aber was ist nun ein Clicker?
Ein Clicker ist ein ca. 5 cm grosses (Plastik)gerät, das dem früheren Knackfrosch (Kinderspielzeug) ähnelt. Beim Zudrücken des integrierten Blechstreifens erzeugt es ein lautes Knackgeräusch.
Und was hat der Clicker mit klassischer Konditionierung zu tun ?
Der bekannte russische Forscher Iwan Petrowitsch Pawlow hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Nachweis für eine klassische Konditionierung erbracht, indem er bei einem Hund durch das Läuten einer Glocke Speichelfluss auslöste. Diese Glocke wurde vorher im Verlauf des Experiments wiederholt in engem zeitlichen Zusammenhang mit dem Anbieten von Futter geläutet, so daß der Hund nach einiger Zeit schliesslich allein auf den Glockenton mit Speichelfluss reagierte, ohne daß Futter in Sicht war.
Ähnlich einer Glocke erzeugt auch der Clicker lediglich ein Knackgeräusch und hat zuerst keinerlei Bedeutung. Die Arbeit mit dem Clicker beginnt daher immer mit der Konditionierung des Hundes auf das Clickergeräusch. Wenn richtig erfolgt, bedeutet der Clicker für Ihren Hund etwas Tolles – nämlich das Versprechen auf eine Belohnung (z.B. Futter oder Spiel).
Welche besonderen Vorteile bringt uns der Clicker im Allgemeinen?
- Wir haben mehr Zeit, unseren Hund zu belohnen.Damit Ihr Hund zum Beispiel ein „Platz“ lernen kann, muss Ihr Lob (z.B. in Verbindung mit der Gabe von Futter) innerhalb von maximal 2 Sekunden nach dem erzeugten Verhalten (hier: Hund macht Platz) erfolgen. Nur in dieser Zeitspanne kann er sein Verhalten mit der Belohnung in Verbindung bringen und wird auch zukünftig wieder dasselbe Verhalten ausführen. Die Zeitspanne der möglichen Belohnung ist also sehr kurz.
Bei Distanzarbeit (z.B. Platz aus 5 Meter Entfernung vom Besitzer) wird es schwer, so schnell ruhig zum Hund zurückzukommen. Auch haben viele Hundebesitzer häufig Probleme, Futter schnell genug aus der Tasche zu holen. Ein offenes Zeigen des Futters vor der korrekten Ausführung des Verhaltens ist wiederum nicht zielführend und sollte unbedingt vermieden werden.
Mit dem Clicker in der Hand haben wir jedoch die Möglichkeit, zeitnah zu clicken und im Anschluss die Leckerlies aus der Tasche zu holen.
- Wir können sehr exakt arbeiten.Möchten wir bespielsweise im Hundesport unserem Hund ein „exaktes“ Fußgehen beibringen, sollten wir nicht dauerhaft dem Hund mit der linken Hand Futter vor die Nase halten, damit er gerade neben uns läuft. Hier kommt im Training häufig der Clicker zum Einsatz, der dem Hund zentimetergenau mitteilt, welche Position erwünscht ist. Gleiches gilt im Trick-Training oder im Dog-Dancing bzw. in allen Trainingsaktivitäten, die eine bestimmte Körperhaltung oder Körperposition vom Hund erfordern. Eine zweite Person, die beobachtet und Information gibt, wenn die Position geclickt werden kann, ist dabei oft hilfreich.
- Wir können „Verhalten einfangen“.
Eine alternative Art, dem Hund etwas beizubringen, ist, das erwünschte Verhalten „einzufangen“, wenn der Hund es gerade (eher zufällig) ausführt. Zum Beispiel wünschen wir uns mehr Aufmerksamkeit von unserem Hund beim Spazierengehen im Freilauf. Wir beobachten also. Wenn unser Hund sich freiwillig nach uns umdreht und uns ansieht, clicken wir und der Hund darf sich seine Belohnung bei uns abholen. Die Wahrscheinlichkeit steigt, daß er es daraufhin immer häufiger tun wird.
Der Clicker ist also weder Kommandogeber, noch ein Leckerchenersatz. Der Clicker ist lediglich ein „Hilfsmittel“ in der Ausbildung des Hundes, das ein Lernen des Hundes (und des Halters:-) beschleunigen kann. Auch in der Verhaltensänderung kann ein Clicker unterstützend wertvolle Dienste leisten, da ein sehr exaktes Timing möglich ist, wenn professionell angewendet.
Wenn falsch verwendet, kann sich der Clicker kontraproduktiv auswirken. Ein häufiger Anwenderfehler ist es, daß zum falschen Zeitpunkt geclickt wird (z. B. Hund steht gerade aus dem Platz wieder auf) oder es wird geclickt, aber nicht immer belohnt. So verliert der Clicker seine eigentliche Wirkung.
Ich persönlich schätze den Clicker bei der Einführung neuer Verhaltensweisen und/oder Aufgaben, die ich meinem Hund lehren möchte. Wenn mein Hund diese verstanden hat, lasse ich den Clicker weg und übe ganz normal weiter mit variabler Belohnung.
Autor: Ilka Schröder